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Frau von Bonin, deutsche Heldin.

Die heldenhafte Frau von Bonin bringt eine königliche Kasse in Sicherheit.

1807. Europa und nun auch große Teile Preußens befinden sich im Würgegriff des Tyrannenkaisers Napoleon, noch regt sich der Widerstand. Die Bürger, die nicht im Kampfe teilnahmen, erboten sich freiwillig zu schweren körperlichen Arbeiten auf den Festungswällen. Während sie damit beschäftigt waren, die Werke auszubessern, verfertigten ihre Frauen daheim Winterkleider für die Truppen. Wollten doch die Frauen in der Betätigung ihrer Vaterlandsliebe nicht hinter den Männern zurückbleiben. Unter all den edlen Frauen, die, oft die Männer beschämend, sich während der schweren Zeit in den Dienst des Vaterlandes gestellt, ragt vor allem hervor:

Schlesiens gefeierte Heldin Frau von Bonin, die Gattin des ehemaligen Offiziers und späteren Gutsbesitzers Karl Heinrich von Bonin. Die mit einem seltenen Mut und mit einer ungewöhnlichen Willensenergie begabte Frau, von glühender Vaterlandsliebe und treuer Anhänglichkeit an den König beseelt, leistete in jenen Tagen, was in der Geschichte jener Zeit nur wenige Frauen vollbracht haben.

Um den Feinde zu schaden, machte Frau von Bonin den Fürsten von Pleß, General Gouverneur von Schlesien, den Vorschlag, Kassengelder, die dem Feinde abgeliefert werden sollten, in Beschlag zu nehmen und in Sicherheit zu bringen. Der Fürst machte die mutvolle Frau auf die Gefährlichkeit ihres Vorhabens aufmerksam, gab ihr aber schließlich doch ein aus 70 Mann bestehendes Kommando leichter Kavallerie unter der Führung der Leutnants Fischer und Schrader. Mit unglaublicher Kühnheit verstand es Frau von Bonin, in mehreren Gebirgsstädten kurz hintereinander verschiedene öffentliche Kassen mit Beschlag zu belegen und sie vor der Habgier und Erpressersucht der Franzosen in Sicherheit zu bringen. Die ganze Summe, die sie auf diese Weise dem Vaterlande erhielt, betrug 22 000 Taler.

Einen Handstreich von bewundernswürdiger Kühnheit und Geistesgegenwart führte sie in Bunzlau, ihrem eigenen Wohnorte, aus. Hier hatte sie 10 000 Taler von ihr beschlagnahmter königlicher Gelder in der Salzkastorei verborgen. Als sie erfuhr, daß in die Stadt eine französische Besatzung von 600 Mann gelegt worden sei, faßte sie den kühnen Entschluß, trotz der Übermacht des Feindes die Kasse in ihren Besitz zu bringen. Am 9. Februar 1807 war sie mit ihrem Kommando nach dem südlich von Bunzlau gelegenen Löwenberg gegangen; von hieraus hatte sie sich, nur von Leutnant Schraber und vier Mann begleitet, auf Bauernschlitten nach Bunzlau begeben. Während letztere vor der Stadt blieben, hatte Frau von Bonin sich allein hin geschlichen und, nachdem sie zu ihrer Freude erfahren, daß die Stadt noch nicht besetzt war, hatte sie durch Boten ihre kleine Begleitung nach dem Gasthof “ Zu den drei Linden“ (heute „Fürst Blücher“) rufen lassen.

Während sie noch wegen der Beschlagnahmung und Fortschaffung der 10 000 Taler königlicher Gelder beriet, langte draussen eine Extrapost mit einem reich dekorierten französischen Offizier an. Mit schnellem Blick überschaute die kluge Frau das Gefahrdrohende sowohl wie das Vorteilhafte ihrer Lage. Sie ließ das Zimmer, welches der französische Offizier bei der Gastwirtschaft bestellt, durch ihre Leute bewachen, trat schnell entschlossen ein, erklärte den fremden Offizier zu ihren Gefangenen und nahm ihm seinen Degen ab. Leutnant Schrader vollendete den kühnen Streich, indem er den fremden Offizier, der kein geringerer war als der französiche General Brune, zwang, ihm seine Depeschen und sein ganzes Geld – etwa 70 000 Taler in Gold – herauszugeben.

Als bald darauf eine zweite und später noch eine dritte Extrapost je mit einem feindlichen Offizier anlangte, versicherte sich Frau von Bonin auch dieser beiden. Während Leutnant Schrader mit seiner kleinen Bedeckung, den drei Gefangenen und dem erbeuteten Geld den Weg nach Löwenberg antrat, wo sein Kommando zurück geblieben war, begab sich Frau von Bonin nach ihrem dicht bei Bunzlau gelegenen Gute Wichau, um ihre Kinder vor der Rache der Franzosen in Sicherheit zu bringen. Auf dem Wege dahin begegnete ihr ein französischer Kurier. Ihrer überlegenen Klugheit gelang es, diesen auf ihr Gut Wichau zu führen; hier machte sie, unterstützt von ihren Knechten, ihn ebenfalls zu ihren Gefangenen. Das in Löwenberg zurück gelassene Kommando war inzwischen, nachdem Leutnant Schrader mit den Gefangenen zu ihm gestoßen war, nach Hirschberg weiter marschiert. Hier traf Frau von Bonin, als Amazone gekleidet, wieder mit dem Kommando zusammen, und General Brune machte große Augen, als Leutnant Fischer sie mit den Worten vorstellte: „Herr General, dieses ist die Dame, deren Entschlossenheit wir das Glück verdanken, Sie und diese Herren zu Gefangenen bekommen zu haben“.

Während Leutnant Schrader mit den Depeschen und einem Teile der Beute auf Seitenwegen nach der Grafschaft Glatz ging, übernahm Leutnant Fischer und der Gatte der heldenmütigen Frau, Rittmeister von Bonin, den Transport der Gefangenen; auf dem Wege nach Silberberg wurden beide vom Feinde aufgehoben und gerieten in Gefangenschaft. Frau von Bonin entkam mit ihren Kindern und den 22 000 Talern Kassengeldern glücklich nach Reinerz, wo sie dem Grafen von Götzen das Geld aushändigte, das diesem eine äusserst willkommene Beute war, da die Truppen aus Mangel an Mitteln schon längere Zeit keine Löhnung erhalten hatten.

Da sie die Rache der Franzosen fürchten mußte, konnte die heldenmütige Frau nicht wagen, nach ihrem Gute zurück zu kehren. Sie blieb daher bei dem Korps des Grafen von Götzen und teilte, meist zu Pferde, alle Gefahren und Mühseligkeiten mit den Truppen. Unsägliches hat die hochgesinnte Frau dabei erduldet. Um nicht ausgehoben und dem Feinde überliefert zu werden, marschierte sie, wie sie selbst in ihrem Tagebuch schreibt, mit ihren Begleitern oft des Nachts über unabsehbare Schneegebirge auf gefährlichsten Wegen. Der Feind umlauerte sie von allen Seiten. Mehrmals ging der Weg, in fürchterlich kalten Nächten, durch Gewässer, und die Kleider froren an den erstarrten Gliedern. Endlich kam sie in Glatz in Sicherheit, wo sie ihre Bemühungen zum Nutzen der Festung solange fortsetzte, bis der Frieden von Tilsit ihrer aufopfernden, bewunderungswürdigen Tätigkeit vorläufig ein Ende machte.

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